In den kommenden Jahren rollt eine Nachfolgelawine über den deutschen Mittelstand hinweg. Laut KfW Research stehen allein bis Ende 2019 236.000 kleine und mittlere Unternehmen vor der Herausforderung, einen Nachfolger zu finden – und diese müssen die Unternehmensnachfolge finanzieren. Der Fortbestand dieser Unternehmen als Arbeitgeber würde über 2 Millionen Arbeitsplätze sichern.
Dem Mittelstand steht eine Nachfolgewelle bevor
In den folgenden Jahren von 2020 bis 2022 sind es nochmals weitere 275.000 Unternehmer, die sich aus ihrem Betrieb zurückziehen wollen. Die meisten Nachfolger kommen bisher aus den eigenen Reihen: Laut aktuellen Zahlen des Instituts für Mittelstandsforschung Bonn gehen 53 Prozent der Unternehmensübertragungen an Familienangehörige. 29 Prozent der Nachfolgeregelungen sind unternehmensexterne Lösungen. Dabei übernehmen externe Führungskräfte, ein anderes Unternehmen oder andere externe Interessenten die Nachfolge beziehungsweise übernehmen das Unternehmen komplett. In 18 Prozent der Fälle sind unternehmensinterne Lösungen gefragt – das heißt, dass Mitarbeiter im Unternehmen die Nachfolge antreten.
Ob unternehmensinterne oder -externe Lösung: Die Frage nach dem richtigen Finanzierungsmix für die Nachfolgefinanzierung ist meist eine der leitenden Fragen bei Unternehmensübernahmen. Die Finanzierung kann dabei nicht nur für das Zustandekommen der Akquisition, sondern auch für deren Erfolg von zentraler Bedeutung sein.
»Eine falsch bemessene, nicht optimal strukturierte, zu teure oder zeitlich nicht auf die Übernahme abgestimmte Finanzierung kann dazu führen, dass nicht nur die Übernahme, sondern auch das übernommene Unternehmen und der Übernehmer Schiffbruch erleiden.«
Markus Fong,
Senior Advisor bei COMPEON
Aus diesem Grund ist es wichtig, alle möglichen Finanzierungsinstrumente zu kennen, die für die Finanzierung einer Unternehmensnachfolge möglich sind. Die folgenden 7 Wege bilden übliche Instrumente ab, die für Nachfolgefinanzierungen in Frage kommen:
1. Bar-Offerte
Die Übernahme eines Unternehmens mittels Bar-Offerte, also eine Zahlung des Kaufpreises aus vorhandenen liquiden Mitteln, ist meist die Variante, die Verkäufer und Nachfolger – sei es ein Unternehmen oder eine Einzelperson – bevorzugen. Die Kosten für eine externe Finanzierung entfallen so natürlich. Allerdings sollte jeder Unternehmer beachten, dass nach dem Verkauf noch genügend Restmittel für eine womöglich schwierige Anlaufzeit und weitere Investitionen in das Unternehmen vorhanden sein sollten.
Ein Tipp: Trotz vorhandener Barmittel kann es sinnvoll sein, einen Teil der Übernahme durch Fremdkapitalaufnahme zu finanzieren, um einerseits günstige Zinsen vor einer drohenden Zinswende zu nutzen und andererseits selbst liquide zu bleiben.
2. Fördermittel
Neben Beratungs- und Informationsförderungen stehen Nachfolgern, die eine Nachfolgefinanzierung benötigen, auch Darlehen, Zuschüsse, Bürgschaften und Beteiligungen zur Verfügung. Öffentliche Darlehen, die von Förderbanken über das Durchleitungsprinzip an die Nachfolger vergeben werden, haben den Vorteil, dass sie deutlich zinsgünstiger sind als Kredite, die allein über eine Geschäftsbank abgewickelt werden. Außerdem sind in einigen Förderprogrammen auch Haftungsfreistellungen sowie eine tilgungsfreie Anlaufzeit Tilgungsfreiheit zu Beginn der Laufzeit enthalten, sodass sich Fördermittel für Unternehmen zur Finanzierung der Nachfolgelösung anbieten.
3. Mezzanine-Kapital
Mezzanine-Kapital ist eine hybride Finanzierungsform, die zu den alternativen Finanzierungen gehört und sowohl von öffentlichen Förderinstituten als auch von privaten Anbietern bereitgestellt wird. Bei Mezzanine-Kapital handelt es sich um eine Stärkung des Eigenkapitals, meist über nachrangige Darlehen, auch wenn Mezzanine steuerlich als Fremdkapital gilt. Der Vorteil: Die Tilgungsbedingungen von Mezzanine-Kapital werden meist deutlich flexibler gehandhabt als für andere Kredite und Laufzeiten von bis zu 15 Jahren sind keine Seltenheit. Außerdem werden für Mezzanine keine harten dinglichen Sicherheiten gebunden. Wer eine Unternehmensnachfolge finanzieren will, stärkt mit Mezzanine das Eigenkapital.
4. Klassischer Bankkredit
Die klassische Form, die Unternehmensnachfolge zu finanzieren, ist ein Bankkredit. Dabei wird ein Teil des Kaufpreises aus Eigenmitteln und der Rest aus Fremdkapital gezahlt, das aus dem Darlehen des Kreditinstituts stammt. Um hier angemessene Konditionen für die Finanzierung der Unternehmensübernahme zu erhalten, lohnt es sich, eine Beratung von unabhängigen Experten zum Thema Nachfolge in Anspruch zu nehmen, die bei der Suche der Finanzierung unterstützen.
Oft bieten sich bei Nachfolgefinanzierungen Kombinationen aus Fremdkapital und öffentlichen Fördermitteln von Förderbanken wie der KfW an, die von Banken häufig nicht angeboten werden. Online-Plattformen bieten hier eine optimale Möglichkeit, einen Angebotsvergleich und ausführliche Beratung zur Übernahme und den passenden Firmenkredit zu erhalten.
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5. Leveraged-Buy-Out
Eine Form der Finanzierung einer Unternehmensnachfolge über eine Bank ist der Leveraged-Buy-Out. Dabei prüft das Kreditinstitut schwerpunktmäßig die Rentabilität und Profitabilität des Unternehmens, das gekauft werden soll. Dabei wird ein überproportional hoher Betrag über Fremdkapital finanziert, das Eigenkapital wird so gehebelt (to leverage, englisch für hebeln).
Die Kosten für ein Leveraged-Buy-Out sind höher als beim regulären Bankkredit, da das Risiko durch den gestiegenen Anteil an Fremdkapital für das Finanzinstitut deutlich größer ist. Voraussetzung für einen Leveraged-Buy-Out ist ein hoher Cash-Flow beim übernommenen Unternehmen, über den die hohe Fremdkapitalfinanzierung wieder abgetragen wird.
6. Earn-Out
Earn-Out Klauseln definieren in Unternehmenskaufverträgen einen Anteil des Kaufpreises, der zu einem späteren Zeitpunkt erfolgsabhängig bezahlt wird. Ein großer Vorteil für den Nachfolger: Durch Earn-Out-Klauseln können die Raten vom Erreichen bestimmter Zielwerte (häufig EBITDA oder EBIT) abhängig gemacht werden, sodass im Kaufprozess vom Verkäufer präsentierte, womöglich zu positive Zahlen relativiert werden. Die Skepsis des Käufers gegenüber der Prognosen vom Verkäufer und damit auch der gesamten Bewertung des Unternehmens kann durch Earn-Out-Klauseln gemindert werden. Das Risiko für den Verkäufer steigt, da er sich vom weiteren Erfolg des Unternehmens abhängig macht. Wer Earn-Out Klauseln im Rahmen der Unternehmensübernahme nutzen möchte, sollte auch die steuerlichen Besonderheiten dabei beachten.
7. Verkäuferdarlehen
Das Verkäuferdarlehen oder im schönen Banker-Deutsch auch Vendor Loan genannt ist, wie der Name bereits sagt, ein Darlehen, dass der Verkäufer des Unternehmens dem Käufer gewährt. In der Regel wird ein Teil der Kaufsumme aus Eigenmittel des Nachfolgers, der die Unternehmensnachfolge finanzieren will. Der Rest wird über ein Vendor Loan finanziert. Dieses Verkäuferdarlehen kann wie beim klassischen Bankdarlehen mit Zinsen versehen sein – oder so gestaltet werden, dass sich durch zusätzliche Zahlungen der Gesamtkaufpreis erhöht. Diese Finanzierungsform setzt allerdings ein starkes Vertrauensverhältnis zwischen Verkäufer und Nachfolger voraus, da Vendor Loans in der Regel als Nachrangdarlehen gegenüber Fremdfinanzierungen gewertet werden.
Der Verkäufer profitiert aber andererseits meist von einem höheren Preis, der durch das Darlehen erzielt wird – außerdem wird durch den Vendor Loan die Transaktion häufig erst ermöglicht.
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Unternehmensnachfolge finanzieren: Die richtige Lösung finden
Welches Finanzierungsinstrument für die individuelle Nachfolgeregelung nun aber die beste Wahl ist, muss von Fall zu Fall geprüft werden. Dabei bietet es sich an, externe Experten heranzuziehen, um explizites Fachwissen aus dem Bereich der Nachfolgefinanzierung zu nutzen. Häufig ist nämlich ein Finanzierungsmix aus unterschiedlichen Instrumenten zielführend. Eine praktische Lösung für eine unabhängige Beratung im Bereich der Nachfolgefinanzierung bieten Online-Finanzierungsplattformen. Der Vorteil: Die Beratung ist unabhängig von Produkten einer einzelnen Bank – COMPEON greift beispielsweise auf Finanzierungsinstrumente von über 250 Banken und alternativen Finanzierungsdienstleistern zurück.
Außerdem arbeitet COMPEON eng mit der KfW, Landesförderbanken wie der NRW.BANK und der IBB sowie Bürgschaftsbanken zusammen, sodass auch Fördermittel zur Übernahme bestmöglich genutzt werden können. Jedes Unternehmen erhält einen erfahrenen Experten als Berater zur Seite gestellt, der den gesamten Finanzierungsplan aufstellt und die passenden Geldgeber zur Übernahme findet.
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