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5 Fragen an… Kai Schimmelfeder

Kai Schimmelfeder ist Autor und Unter­nehmens­berater zum Thema Förder­pro­gramme und Förder­zu­schüsse. Als Autor er­klärt er in mehreren Fach­büchern wie mittel­ständische Unter­nehmen Förder­mittel sinn­voll nutzen.

Kai Schimmelfeder, der „Förder­mittel-Papst“ ist mehr­facher Buch­autor und der Experte zum Thema öffent­liche Förder­mittel und Zu­schüsse und deren Nutzung für den unter­nehmerischen Erfolg. Als mehr­fach aus­ge­zeichneter Förder­mittel-Experte hat er bis heute mit seinem Team über 10.000 Beratungen durch­geführt und be­gleitet kleine, mittlere, große Unter­nehmen und Start-ups bei Investitions­vor­haben mit öffent­lichen Förderungen. Er hat einen Master of Management in EU Funds, ist zerti­fi­zierter Förder­mittel­berater (FH und VÖB) sowie International Certified Expert Member of European Experts und zertifizierter Sach­ver­ständiger „öffentliche Förder­mittel“

COMPEON: Herr Schimmelfeder, als Speaker und Autor gleich mehrerer Fach­bücher rund um öffentliche Förder­mittel sind Sie DER Experte auf diesem Gebiet. Was sind Ihrer Meinung nach die drei größten Fehler, die Unter­nehmer in Hin­sicht auf Förder­mittel machen – und wie können sie diese beheben?

Kai Schimmelfeder: Die Co-Finanzierung not­wendiger oder strate­gischer Unternehmens­investitionen mit öffent­lichen Förder­pro­grammen führt zu mehr Unter­nehmens­erfolg und Zukunfts­sicherheit. Doch die meisten kleinen, mittleren und mittel­ständischen Unter­nehmen haben das Problem, dass sie sich nicht mit den öffent­lichen Förder­pro­grammen, Zuschüssen und Förder­geldern aus­kennen. Dadurch ver­passen diese Unter­nehmen die finanziellen und wirtschaft­lichen Vor­teile und können weniger Geschäfts­chancen um­setzen. Wenn wir die An­fragen an uns aus den letzten zwanzig Jahren nehmen und eine Art Rang­liste mit dem Thema „Was sollten Unter­nehmen, Startups, Gründungen, o.ä. am meisten beachten, wenn es um Investitionen geht!“ bilden – sind es haupt­säch­lich folgende drei Punkte:

  • Vor jeder geplanten Investition ist das Thema Förderung bzw. Förder­programme zu analysieren. Da es grund­sätzlich keine Rückwärts­förderung gibt, muss vor Investitions­beginn die Frage „Gibt es Förderung?“ Beant­wortung finden. Die Nicht­nutzung von Förder­geldern ist gleich­zu­setzen mit der Unter­lassung der Vermögens­sicherung bzw. des weiteren Vermögens­aufbaus im Unternehmen. Zuschüsse als geschenktes Geld vom Staat in Form von Investitions­zu­schüssen, Regional­zuschüssen, Projekt­zuschüssen, Innovations­zuschüssen, Tilgungs­zuschüssen, Zins­zuschüssen oder auch die Förder­programme zum Eigen­kapital­ersatz oder Eigenkapital­ergänzungs­programme oder die Förderung durch die mittel­ständischen Be­tei­li­gungs­ge­sell­schaften speziell für kleine und mittlere Unter­nehmen oder die kosten­günstigeren Förder­kredite mit und ohne Haftungs­frei­stellungen sowie die Ausfall­bürgschaften der Bürg­schafts­banken bieten Unter­nehmen wirtschaft­liche und finanzielle Vorteile, die seitens der Geschäfts­führung zwingend nutzbar ge­macht werden müssen.

  • Auch noch vor der Investition und nach Analyse der möglichen Förder­programme geht es dann an die richtige Zusammen­setzung der möglichen Förder­programme im Sinne des Unter­nehmens. Einige Förder­pro­gramme können kombiniert werden, andere schließen sich aus, andere wiederum er­gänzen sich in der geplanten Investitions­finanzierung zu einer dann optimalen Finan­zierung. Verschiedene Förder­programme sind bei speziellen Investitions­vor­haben nutz­bar und andere Förder­pro­gramme können bei all­gemeinen Investitionen be­an­tragt werden. Manche Förder­programme haben Anforderungen an die Größe des Unter­nehmens (Umsatz/Bilanz, Mitarbeiter­anzahl) und andere können nur bei bestimmten Stand­orten oder Regionen genutzt werden. Des­wegen ist dieser zweite Punkt ent­scheidend für die richtige Auswahl der nutzbaren Förder­pro­gramme. Nicht alle machbaren Förderungen bieten den gleichen finanziellen und wirtschaft­lichen Vorteil für die geplante Investition. Die Ziele des Unter­nehmens stellen den Rahmen für die Auswahl der analysierten Förder­pro­gramme. Deswegen ist es wichtig, die richtigen Förder­pro­gramme aus­zu­wählen.

  • Der nach den vor­genannten zwei Punkten am meisten zu Beachtende ist: die richtigen Anträge an die richtigen Förder­stellen mit den richtigen Antrags­inhalten senden! Viele Unter­nehmen stellen Förder­anträge zum ersten Mal und dann ist ein Fehler­potential bei der Beantragung wahr­scheinlich. Verschiedene Förder­an­träge haben unter­schiedliche An­forderungen an die Auf­be­reitung der Unter­lagen und der Kalku­lationen für die Investitionen: Hier sind es Fristen und Formen, die dem antrag­stellenden Unter­nehmen neu sind und im Vor­gang der Bean­tragung zu wenig Beachtung finden. Details zu den geplanten Investitionen, vielleicht auch die An­zahl der am Pro­jekt Beteiligten, der Zeit­plan, mögliche externe Beteiligte, die geplante Co-Finanzierungs­gestaltung, die Aus­wirkungen auf die GuV bzw. die Bilanz im Unter­nehmen, vielleicht noch An­forderungen, die das Unter­nehmen grund­sätzlich beachten muss, etc.

COMPEON: Neben Zuschüssen und Subventionen sind es vor allem Förder­kredite, also ver­günstigte Dar­lehen, vergeben von Förder­banken auf Landes- oder Bundes­ebene, von denen Unter­nehmen jeder Größen­ordnung profitieren können. Welche Unter­nehmen (Branche, Größen­ordnung, Umsatz, Aus­richtung) können besonders davon pro­fi­tieren und was steht so­zu­sagen im Förder-Fokus – sprich: Welche Projekte oder Investitions­vorhaben werden besonders häufig und gut gefördert?

Kai Schimmelfeder: Von den über 5.100 Förder­programmen sind es aktuell ca. 200-300 Förder­programme, die sich als Förder­kredit be­zeichnen lassen. Nutzbar sind diese Förder­kredite grund­sätzlich für alle Branchen. Die Förder­kredit­banken auf Bundes­land­ebene sind in jedem Bundes­land ver­treten. Hinzu kommt die KfW-Mittel­stand­bank (Hinweis der Redaktion: Hier mehr zur KfW) und die Land­wirt­schaftliche Rentenbank. Letztere auch sehr stark im Thema Energie für Unter­nehmen, die nicht speziell aus der Land­wirt­schaft kommen. Die Förder­banken arbeiten mit den sogenannten Haus­banken zusammen und der Antrags­weg für einen Förder­kredit geht über die Haus­bank des antrag­stellenden Unter­nehmens. Besonders ge­fördert werden aktuell Investitionen in Energie­effizienz – hier können Tilgungs­zu­schüsse ge­nutzt werden: Bei Investitionen in neue Maschinen oder bei Ersatz von „alten“ Maschinen ist das Thema „Co2“-Ein­sparung ein Förder­thema. Dabei gibt es Zu­schüsse für die Reduzierung von Co2 bzw. für die Reduzierung des Energie­verbrauchs, der dann in Co2-Einsparung umge­rechnet wird.

Von den Förder­banken in den verschiedenen Bundes­ländern gibt es oft einen Schwerpunkt – wie zum Beispiel: Investitionen in Innovation, Digitalisierung, Gründung bzw. Startup, Unternehmens­nach­folge, o.ä. Da sich ca. 90 Prozent der Unter­nehmen als kleinst, kleine und mittlere Unter­nehmen definieren lassen, sind es genau diese Unter­nehmen, die am meisten ge­fördert werden können. Diese so­ge­nannten KMU haben maximal 50 Mio. € Jahres­umsatz oder max. 43 Mio. € Bilanz­summe und max. 249 Mit­arbeiter. Aber auch für größere Unter­nehmen, die die vor­genannten Parameter über­schreiten, gibt es Förderprogramme. Genauso wie für Holding­strukturen und Konzern­unter­nehmen.

COMPEON: Was denken Sie, warum viele Mittel­ständler das Thema Förder­mittel auch heute noch eher stief­mütterlich be­handeln und hat möglicher­weise der der­zeit niedrige Leit­zins und damit generell günstige Konditionen für Finanzierungs­lösungen für Unter­nehmen einen Ein­fluss darauf, dass immer noch viele Unter­nehmer eher auf andere (Finanzierungs-) Lösungen abseits von Förder­mitteln greifen?

Kai Schimmelfeder: Aktuell beraten wir im Jahr ca. 1.000 Unter­nehmen zum Thema Förder­programme und Co-Finanzierung durch Förder­mittel. Ohne Aus­nahme kann ich deswegen sagen: Die vielfältigen Möglichkeiten und damit ver­bundene Geschäfts­chancen sind den Unter­nehmen nicht bekannt. Es gibt außer einigen wenigen Förder­mittel­beratern, die sich ganz dem Thema Förderung ver­schrieben haben, keine zentrale Anlauf­stelle mit allen Förder­pro­grammen. Bei der Haus­bank gibt es keine Investitions­zu­schüsse oder Innovations­zu­schüsse o.ä.. Dafür gibt es bei Förder­stellen grund­sätzlich keine Möglich­keit, ein Geschäfts­konto für den täg­lichen Zahlungs­ver­kehr ein­zu­richten. Es gibt über 150 Förder­stellen, die bei Investitions­vor­haben von den Unter­nehmen kontaktiert werden müssten, um zu er­fahren, ob es Förder­pro­gramme für das jeweilige Investitions­vor­haben gibt.

Der vielbesagte Förder­mittel-Dschungel stellt die Unter­nehmen vor Heraus­forderungen. Vielen sind die Förder­pro­gramme gar nicht be­kannt. Die meisten Unter­nehmen denken immer noch: Förder­pro­gramme sind Förder­kredite und die gibt es bei der Bank. Dass die Förderungen auf Basis von Zu­schüssen für Investitionen, Innovationen, Energie, Umwelt, etc. nicht von der Bank finanziert werden, ist den meisten nicht bewusst. Eine Bank kann kein Geld verschenken! Es sind spezielle Förder­organisationen, die das Thema Zuschuss – als ge­schenktes Geld von Staat – orga­nisieren.

COMPEON: Wer sich mit der Unternehmer-Sicht auf Förder­mittel aus­einandersetzt, kommt an einem Thema nicht vorbei: Papierkram, Regularien und Zeit­fresser. Was sind Ihre Tipps, um den Auf­wand bei der Suche und Beantragung von Förder­mitteln zu reduzieren?

Kai Schimmelfeder: Das Problem ist grund­sätzlich nicht der Papier­kram oder die Regularien. Es ist die Qualität der Planung von Investitions­vorhaben. Hinzu kommt, dass viele kleine und mittlere Unter­nehmen zu wenig Zeit in die Planung von Investitions­projekten inves­tieren. In den meisten großen Unter­nehmen besteht ein Projekt­management. Dazu gibt es sogar eine Norm (DIN 69901). Bei den meisten kleinen und mittleren Unter­nehmen werden Investitionen nicht so um­fang­reich geplant, wie es sinn­voll wäre – und das bezieht sich nicht nur auf den Bereich der Förder­anträge bzw. der Förderung von Investitionen.

Den Papierkram, Strukturierung, Auswahl an Förderungen, das Zeit­management, etc. können Unter­nehmen an qualifizierte Förder­mittel­berater abgeben. Doch wenn das Pro­jekt, in welches investiert werden soll (Maschine, Innovation, Immobilie, Unter­nehmens­kauf, Digita­lisierung, künstliche Intelligenz, Nachfolge, Energie, Umwelt, etc.), nicht um­fang­reich durch­ge­plant wurde, kommt es schon bei der Aus­wahl der Förder­programme, bei der Bean­tragung oder bei der eigent­lichen Um­setzung der Investition zu Miss­ver­ständnissen. Umfang­reiche Projekt­vor­bereitung ist der Schutz für jedes Förder­projekt. Am besten ist der Unter­nehmer auf­ge­stellt, wenn schon in der Vor­planung ein qualifizierter Förder­mittel­berater beauf­tragt wird, das geplante Pro­jekt zu be­gleiten. Dann können schon Investitionen an diesem Punkt mit Förder­programmen „verbunden“ werden und das Unter­nehmen kann den größt­möglichen Nutzen aus den Förder­pro­grammen ziehen.

COMPEON: Warum ist es so wichtig, dass Unter­nehmer auf der Suche nach Förder­mitteln nicht alleine gelassen werden?

Kai Schimmelfeder: Neun von zehn Unter­nehmen haben statistisch ge­sehen noch keine Zu­schüsse für Investitions­vor­haben genutzt! Die Gründe haben wir hier bereits be­schrieben. Die meisten Unter­nehmen kommen somit gar nicht in die Vor­teils­positionen, die sich bei Nutzung der richtigen Förder­pro­gramme und Förder­gelder ergeben.

Grundsätzlich basiert die Förderung unter anderem auf dem Paragraf 12 des StabG (Stabilitäts- und Wachstums­gesetz). Dieser erläutert die öffent­liche Förderung wie folgt und hat zum Ziel: „Die Er­haltung von Betrieben oder Wirtschafts­zweigen, der An­passung von Betrieben oder Wirtschafts­zweigen an neue Bedingungen und der Förderung des Produktivitäts­fort­schritts und des Wachs­tums von Betrieben oder Wirtschafts­zweigen, ins­besondere durch Entwicklung neuer Produktions­methoden und -richtungen.“

 

» Aus meiner Erfahrung ist es somit die Pflicht von Unter­nehmern, sich um die möglichen Förderungen zu be­mühen und diese zu nutzen. «

Unternehmenslenker, die öffentliche Förder­pro­gramme strategisch ein­setzen, haben dabei folgende Vor­teile: Auf Dauer bekommen diese Unter­nehmen eine stärkere (Eigen-) Kapital­aus­stattung. Daraus er­geben sich mehr Chancen am Markt, um weitere Investitions­pro­jekte zu starten und um­zu­setzen. Das hat zur Folge, dass eine bessere Bonität durch strukturierte (Förder­mittel-) Finanzierung ge­schaffen wird. Es folgt dann ein besseres Rating (Basel 2, Basel 3, und Folgende). Diese Ent­wicklung bewirkt mehr Liquidität, um weitere Geschäfts­chancen zu nutzen. Es kann mehr und weit­reichende Plan­bar­keit in dem Unter­nehmen be­wirkt werden. Das Unter­nehmen er­hält einen stabileren Unter­nehmens­aufbau und eine intensive Weiter­ent­wicklung und kann bessere Karriere­chancen und Arbeits­platz­sicherheiten für die Mit­arbeiter bieten.

Der Unter­nehmer sichert damit die Unternehmens­zukunft und auch die private Frei­heit ab und kann diese besser ge­stalten. Viele Unter­nehmer haben bei konsequenter Ver­folgung von Förder­pro­grammen eine Art unter­nehmerische Frei­heit er­langt. Das er­scheint dem einen oder anderen vielleicht neu oder bemerkens­wert, aber ver­schiedene Studien von Anspruchs­gruppen kommen in Unter­suchungen immer wieder auf Ergeb­nisse, die die positiven Wirkungen für das Unter­nehmen im All­gemeinen und im Besonderen – durch Nutzung der richtigen Förder­pro­gramme – dar­stellen.

Unternehmer sollten deshalb grund­sätzlich ohne eine Förder­mittel­beratung keine Investitionen planen oder starten, um die wirt­schaftlichen und finan­ziellen Vor­teile zu nutzen.

COMPEON: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Schimmelfeder.

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